Stress vermeiden oder Stress bewältigen?

1. Warum Stress allgegenwärtig ist – und wie Du ihn im Alltag bewältigen kannst

Stress begleitet uns täglich – egal, ob im Beruf, im Homeoffice oder im Privatleben. Manchmal sind es äußere Faktoren, manchmal unsere eigene innere Haltung, die Stress auslösen. Doch wie gehen wir damit um? Können wir Stress tatsächlich vermeiden, oder ist es sinnvoller, ihn aktiv zu bewältigen? Als promovierte Apothekerin und Yogalehrerin weiß ich, wie eng Körper, Geist und Nervensystem zusammenhängen – und wie wichtig es ist, Stressfaktoren nicht nur zu erkennen, sondern gezielt mit ihnen umzugehen.

2. Stress im Alltag vermeiden – wann ist das möglich?

Es gibt Stressauslöser, die wir gezielt umgehen können, insbesondere wenn sie von außen auf uns einwirken. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir die Situation kontrollieren und bewusst Entscheidungen treffen können, die zu unserem Wohl sind. Was meine ich damit? Ich zeige es Dir an zwei Beispielen aus meinem Alltag:

  1. Wir alle kennen Menschen, die anstrengend sind und uns Energie kosten. Wenn ich die Wahl habe, verzichte ich auf Treffen mit ihnen oder wähle mindestens Zeitpunkte, wo ich entspannter bin und besser mit der Herausforderung umgehen kann. Manchmal hilft es auch, Umstände zu schaffen, die das Zusammensein einfacher machen: beispielsweise die Wahl des Ortes, zu Hause, weil ich mich dort wohlfühle oder gerade nicht, damit ich das Ende bestimmen kann; tagsüber oder abends, je nachdem, wann es für meine Energie oder den Tagesablauf besser passt; und manchmal hilft auch ein Gläschen Prosecco, um nicht alles so ernst zu nehmen 😉
  2. Bei grellem Sonnenschein oder tiefstehender Sonne kann es passieren, dass ich Kopfschmerzen bekomme, da mich der Lichtstrahl wie ein Laser “hinterm” Auge trifft – zumindest fühlt es sich so an. Da dies einer meiner Kopfschmerz-Trigger ist (meist gibt es mehrere Auslöser und diese sind bei jedem anders), trage ich konsequent eine Sonnenbrille und manchmal auch einen Sonnenhut oder Käppi, wenn ich nach draußen gehe.

Diese kleinen Anpassungen helfen, unnötigen Stress zu vermeiden und mich besser zu fühlen. 

Mein Tipp: Beobachte Deinen Alltag und vermeide konsequent die Situationen, die einen äußeren Stressauslöser haben. So kannst Du bereits einiges entschärfen und gelassener bleiben.

3. Stressbewältigung im Alltag: Die Grenzen der Vermeidung

So wünschenswert es wäre, allen stressigen Situationen aus dem Weg zu gehen, stoßen wir dabei an Grenzen. Manche Stressoren sind unvermeidbar – sei es durch berufliche Termine und Deadlines, soziale Interaktionen oder unvorhersehbare Ereignisse. Als Unternehmerin mit einem vollen Terminkalender und Mutter von zwei agilen Jungs weiß ich, dass nicht jede Stressquelle auszuschalten ist. Hier wird deutlich, dass Vermeidung nicht die alleinige Lösung sein kann.

4. Warum Stressbewältigung im Alltag effektiver ist als Vermeidung

In vielen Fällen ist es wirksamer, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, anstatt ihn konsequent vermeiden zu wollen. 

Stressbewältigung bedeutet, Werkzeuge und Techniken an der Hand zu haben, um aufkommenden Stress in etwas Konstruktives umzuwandeln. Dies muss nicht kompliziert sein! Der erste Schritt zur Stressbewältigung ist, die Reaktionen Deines Körpers zu verstehen. Wenn Du Deine individuellen Anzeichen besser kennst, dann kannst Du im nächsten Schritt bewusst Einfluss auf Dein Nervensystem nehmen. Damit veränderst Du Dein Stressempfinden sofort und kannst besser für Dich und Deine mentale Gesundheit sorgen. Denn Stress hat viele Gesichter und schädigt den Körper auf vielfältige Weise.

3 Schritte zum wirksamen Umgang mit Stress:

  1. Die Zeichen von Stress im Körper kennen
  2. Individuelle Reaktion verstehen
  3. Gezielte Maßnahme, um den eigenen Zustand zu beeinflussen

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass regelmäßige Entspannungspraktiken wie Atemübungen und Achtsamkeitstechniken die Stressreaktion des Körpers messbar reduzieren können. Durch die bewusste Regulierung des Nervensystems lassen sich langfristig Resilienz und Wohlbefinden steigern.

5. Methoden zur Stressbewältigung

Effektive Stressbewältigung beginnt mit bewährten Techniken, die sowohl körperliche als auch mentale Ansätze umfassen. Dazu gehören bewusste Atemübungen, körperliche Bewegung, gezielte Dehnung und Massage und weitere Entspannungsmethoden.

Eine meiner liebsten Strategien ist es, vom Schreibtisch aufzustehen und einige Dehn- oder Kräftigungsübungen zu machen. Das lockert die Muskulatur, löst Verspannungen, fördert die Durchblutung und schafft Raum für frische Ideen. Da ich von zu Hause arbeite, mache ich diese “Zwischendurch-Übungen” am liebsten bei uns auf der Terrasse. Was auch gut hilft, ist ein kurzer Spaziergang in der Natur. Und wenn dies alles gerade nicht möglich ist, dann trinke ich eine Tasse Tee bewusst.

Mein Tipp für Dich:

Genieße einen Moment der Achtsamkeit und des Innehaltens. Beobachte, wie Dich bereits 5 min entschleunigen.

  • Gieße Dir einen Becher Tee frisch auf.
  • Schaue nach draußen, wenn möglich.
  • Erlaube Deinen Augen eine Pause und richte den Fokus vom Bildschirm auf etwas weiter Entferntes oder schließe die Augen.
  • Umschließe den Becher mit Deinen Händen.
  • Fühle die Wärme.
  • Erlaube der Wärme Deinen Körper hinaufzuziehen.
  • Vielleicht bis zu den Mundwinkeln 😉
  • Trink einen kleinen Schluck.
  • Wie fühlt sich der warme Tee in Deinem Mund an?
  • Was schmeckst Du?
  • Und was schmeckst Du, wenn Du die Augen schließt und Dich beim nächsten Schluck darauf konzentrierst?
  • Erlaube der Wärme Deinen Rachen, Speiseröhre, Brust und Bauch mit Wohlbefinden zu füllen.
  • Verweile in diesem Moment.
  • Öffne die Augen behutsam. 
  • Widme Dich wieder Deinen Tätigkeiten.

Diese einfache Methode beruhigt Dein Nervensystem wirkungsvoll. Da Du Dich auf Deine Sinne konzentrierst und vom Kopf ins Fühlen kommst, lässt Du (An)Spannung los. Auf diese Art kannst Du zwischendurch eine kleine Pause machen. Jederzeit. Auch und gerade am Schreibtisch.

Studien bestätigen, dass bereits kurze Bewegungspausen oder bewusste Momente der Achtsamkeit die Ausschüttung von Stresshormonen verringern und die Konzentration steigern können.

Hier findest Du eine Liste weiterer Methoden zur Stressbewältigung.

6. Fazit: Finde Deinen Weg zur wirksamen Stressbewältigung im Alltag

Ob Stressvermeidung oder Stressbewältigung – der Schlüssel liegt darin, diese beiden unterschiedlichen Ansätze zu kombinieren. Wenn Du Stress von vornherein ausschließen kannst, ist das perfekt! Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann kommt es auf den bewussten Umgang mit Stress an. Dies erlaubt Dir, Herausforderungen gelassener zu begegnen und langfristig mehr Energie und Ausgeglichenheit in Dein Leben zu bringen.

Indem ich meine eigene Energie gezielt lenke, finde ich den richtigen Ausgleich zwischen beruflichen und familiären Anforderungen und persönlichem Wohlbefinden. Durch meine Erfahrung und wissenschaftlichen Kenntnisse kann ich bestätigen: Stress lässt sich nicht immer vermeiden, aber durch gezielte Maßnahmen wirkungsvoll lenken.

Allerdings gibt es keinen Endpunkt, an dem Stress sozusagen vorbei ist. Vielmehr ist es ein ständiges Beobachten, reagieren und ausgleichen. 

Probiere es aus und finde heraus, was für Dich funktioniert!

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