Burnout – Rückblick und Definitionen

Was ich meine? Für diesen Artikel habe ich meine Fachbücher aus der Studienzeit aus dem verstaubten Regal hervorgeholt. “Der Pschyrembel”, der während meines Pharmaziestudiums als DAS Nachschlagewerk für medizinische Fachbegriffe, Symptome und Krankheiten galt, führt den Begriff “Burnout” gar nicht auf [1]. Ich musste mehrmals das Alphabet in Gedanken durchgehen und die gelisteten Einträge ungläubig buchstabieren – aber, Burnout gab es damals nicht. Oder es war noch nicht so verbreitet, dass es einen Eintrag wert war.

Heute ist vermutlich Wikipedia die einschlägige Instanz, die bei einer schnellen Recherche herangezogen wird. Dort steht zu Burnout folgendes [2]:

Burn-out oder Burnout, auch Burnout-Syndrom (von englisch burn out ‚ausbrennen‘), ist ein Oberbegriff für bestimmte Arten von persönlichen Krisen, die als Reaktion auf andauernden Stress und Überlastung am Arbeitsplatz auftreten.

Als Quelle wird hierfür interessanterweise der Pschyrembel in der Ausgabe von 2017 herangezogen. Knapp 20 Jahre später ist Burnout in dem Standard-Nachschlagewerk angekommen. Dort steht jetzt [3]: “Affekti­ve Störung mit diffuser Symptomatik als Re­ak­ti­on auf chronischen Stress und Ü­ber­lastung besonders am Ar­beits­platz„. Betroffene zeigen ei­ne depressi­ve Stimmungs­lage, In­ter­es­sen­verlust, sozialen Rück­zug und Er­schöp­fung, aber auch Un­ruhe, Schlafstörun­gen, Angst und Pa­nikatta­cken so­wie Suizidalität. Die Behandlung er­folgt psychotherapeutisch, bei Bedarf in Kombi­nati­on mit Anti­depressiva.”

Während die Ursachen und begünstigenden Faktoren von den Experten unterschiedlich bewertet und definiert werden, ist Stress als Ursache allgemein anerkannt. In der aktuellen Diskussion wird er auf Stress am Arbeitsplatz und auf den Umgang damit eingegrenzt. 

Ich möchte diese Begrenzung hier nicht wählen. Denn während es sehr unterschiedlich ist, wann der einzelne Mensch Stress empfindet oder sich gestresst fühlt, ist die Reaktion des Körpers immer die gleiche. Diese wird von Botenstoffen, sogenannten Neurotransmittern ausgelöst und wirkt auf den gesamten Organismus.

Diese Stresshormone führen bei jedem Menschen zu den gleichen Reaktionen,  sie:

  • erhöhen den Blutdruck und das Schlagvolumen des Herzens
  • führen zu einer Erweiterung der Bronchien, der kleinen Lungenbläschen, um den Körper auf erhöhten Sauerstoffbedarf vorzubereiten
  • steigern den Stoffwechsel durch Steigerung des Sauerstoffverbrauchs
  • erhöhen die Muskelspannung
  • erhöhen den Blutzuckerspiegel, indem Glucose aus dem Speichermolekül Glykogen aus der Leber freigesetzt wird
  • aktivieren die Freisetzung von freien Fettsäuren aus den Fettdepots
  • lösen zentrale Unruhe und auch Angstgefühle aus
  • erschlaffen die Darmperistaltik

Alle diese Reaktionen geschehen im Sinne einer erhöhten Energiebereitstellung für den Körper, damit wir für Kampf oder Flucht bestmöglich gerüstet sind. 

Dass diese Reaktionen in unserer schnelllebigen Zeit dazu führen, dass der Körper und das Nervensystem im Dauerstress gefangen sind, ist die große Schattenseite. Burnout – Das ist das Schreckgespenst unserer modernen und beschleunigten Zeit.

Quellenangaben:

[1] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Verlag de Gruyter, 258. Auflage 1998 (ISBN 3-11-014824-2)

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert